2009-07-23

Grundoperationen der Katalogisierung

Im Studium zum (wissenschaftlichen) Bibliothekar nimmt die Katalogisierung selbstverständlich einen wichtigen Platz ein. Der Stoff: RAK, AACR, MARC & MAB. Das hört sich nicht nur trocken an... Aber was machen Katalogisierer nun eigentlich? Auf welche Handlungstypen lässt sich diese vergleichsweise streng geregelte Tätigkeit runterbrechen? Ich denke, diese Fragen verdienen einige Aufmerksamkeit, will man verstehen, was Katalogisieren ist. Aus diesem Grund habe ich versucht, diese "Grundoperationen" der Katalogisierung zu sammeln. (Falls ich was Wichtiges vergessen oder etwas nicht richtig dargestellt habe, bitte bellen.)

Bei der Katalogisierung lassen sich folgende sechs Aktionstypen, die ich weiter unten näher erläutern werden, unterscheiden:

  • Klassifizieren,
  • Normieren,
  • Exzerpieren,
  • Verknüpfen,
  • Ein-/Zuordnen,
  • Kooperieren.
In einer Mindmap (mit der Open-Source-Software XMind erstellt, am besten hier im Vollbildmodus anzuschauen) sieht das ganze dann so aus:

Klassifizieren
Beim Klassifizieren handelt es sich um die Voraussetzung bibliothekarischer Inhaltserschließung (d.h., wenn man keine frei Schlagwortvergabe = Tagging zulässt ;-)). Klassifizieren besteht in der Erschaffung eines kontrollierten Vokabulars (einer Klassifikationen oder eines Thesaurus). Den Klassen einer Klassifikation werden in einem nächsten Schritt (vgl. Ein- und Zuordnen) die einzelnen Bücher und andere Medien zugewiesen, die es inhaltlich zu erschließen gilt und sie werden mit Schlagwörtern versehen, die Teil eines Thesaurus sind . In der Bibliothekswelt gilt traditionellerweise: Keine Klassenzuweisung ohne Klassifikation und keine Schlagwortvergabe ohne eine bestimmtes, d.h. vorgegebenes Repertoire möglicher Schlagwörter.

Normieren
Normierung oder Standardisierung geschieht bei der Katalogisierung in Bezug auf die sogenannten Ansetzungsformen. Dies sind die Vorgaben, wie man Entitäten, die über verschiedene Datensätze verteilt immer wieder auftauchen (können), in einen Datensatz einträgt, also Personen und Körperschaften (Institutionen wie Verlage oder Universitäten). Auch die Bestimmung von Schlagwörtern und Klassenbezeichnungen (d.h. die Klassifizierung) ist eine Normierung, der ich aber einen eigenen Punkt zugewiesen habe, weil Bibliothekarinnen dabei einen größeren Gestaltungsspielraum haben. Die Menge und Bezeichnung von Autoren und Körperschaften wird aber eben von außen vorgegeben.


Exzerpieren (&Anpassen)
Die sogenannte "Autopsie" bei der Formalerschließung, d.h. die Übernahme der Angaben von der Titelstelle und anderen Stellen eines Mediums in den Datensatz, ist nichts anderes als ein Exzerpt, eine Kopie von Teilen eines Textes. Darüberhinaus gibt es eben Regeln, welche Angaben einer Normierung (etwa durch eine Normdatei) unterliegen und dementsprechend im Datensatz angepasst werden müssen.



Verknüpfen
Verknüpfen gehört zumindest in Deutschland schon lange zur Katalogisierungspraxis. (Ich glaube im angelsächsischen Raum läuft das anders, ich kenne mich da aber nicht aus.) So werden die Autorenangaben, Schlagwörter und Körperschaften durch Angabe der jeweiligen ID mit ihrem Normdatensatz verknüpft.
Ähnliche und darüber hinausgehende Verknüpfungen sehen auch die noch nicht praktizierten Functional Requirements for Bibliogaphic Records (FRBR) vor. (Wie etwa Anne Christensen kürzlich mit Verweis auf den Horizon-Report geschrieben hat, spielen semantische Anwendungen (und als deren Grundlage semantische Annotationen und Verknüpfungen wie jene auf der Basis von FRBR) in Zukunft eine wichtige Rolle. Eine Umsetzung der FRBR wäre sicher ein Schritt in die richtige Richtung.)


Ein- bzw. Zuordnen
Das Einordnen vollziehen Katalogisierer durch die Einordnung von Katalogisaten in die Klassen einer Klassifikation. Schlagwörter werden einem Katalogisat zugeordnet.

Kooperieren

Ich weiß nicht, wann die Geschichte der kooperativen Katalogisierung begann, in den 70er Jahren wurde diese Praxis in Deutschland mit der Errichtung von Bibliotheksverbünden institutionalisiert. Durch die Möglichkeit maschineller Bearbeitung der Daten mittels Elektronischer Datenverarbeitung (EDV) war eine bequeme und effiziente Vervielfältigung und Nachnutzung der Daten Realität geworden. (Der Transport lief damals allerdings noch nicht elektronisch ab. Zum hbz gehörte lange Jahre ein Fahrzeug plus Fahrer, die für den Transport der Magnetbänder zwischen der Verbundzentrale und den Verbundbibliotheken zuständig war.)
Das Kooperieren fällt hier offensichtlich ein wenig aus dem Rahmen, weil es keine Tätigkeit wie die Vergabe von Schlagwörtern oder dar Erstellen einer Klassifikation ist. Kooperation stellt (idealerweise) den Hintergrund der gesamten Katalogisierung dar und berührt somit alle anderen Aspekte. Und eben weil die Arbeitsteilung und gegenseitige Unterstützung in der Katalogisierung ihren festen Platz hat, halte ich es für wichtig, diesen Aspekt hier auch anzuführen.

2 Kommentare:

Stefan hat gesagt…

Hi Adrian,

schön zusammengefasst, die Elemente des Katalogisierens... In der Mindmap ist allerdings ein Fehler, wenn ich es richtig interpretiere: Sacherschließung und Inhaltserschließung sind das Gleiche. Dort wo Sacherschließung steht, müsste eigentlich Formalerschließung stehen...

Viele Grüße

Stefan

Anonym hat gesagt…

Hallo Stefan,

danke für den Hinweis. Ich habe das jetzt im Text korrigiert und auch eine aktualisierte Visualisierung eingebettet/verlinkt.

Adrian

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