"In spätestens 5 Jahren werden alle wesentlichen Katalogdaten frei sein, zu einem wesentlichen Teil nicht mehr ausschließlich von Bibliothekaren erstellt werden und verschiedene Anbieter werden Suchfunktionen über diese Daten bereitstellen. Auf diesen Wandel sollte sich das Bibliothekswesen einstellen."Nicht schlecht, Jakob. Ich würde sagen, die Prognose war ziemlich gut. Fünf Jahre nach dem Beitrag sind etliche Normdaten offen zugänglich (viaf.org, DNB u. a.) sowie Titeldaten verschiedenster Organisationen (DNB, BNB, Spanische Nationalbibliothek, Harvard Library, Europeana, hbz, BVB und bei WorldCat/OCLC ist es ja auch losgegangen).[1] Ob das schon "alle wesentlichen Katalogdaten" sind, da kann man vielleicht drüber streiten...
Interessant ist der zweite Teil der Prognose, dass die Katalogdaten 2012 "zu einem wesentlichen Teil nicht mehr ausschließlich von Bibliothekaren erstellt" würden. Dies hat sich bisher so nicht bewahrheitet. Was die offen im Web publizierten Katalogdaten angeht, befinden sich die in bibliothekarischen Institutionen erstellten Daten - wenn ich das richtig einschätze - derzeit klar in der Überzahl. (Ausschließlich wurden Katalogdaten ja ohnehin nie von Bibliothekaren erstellt, wenn man etwa Verlagsdaten dazuzählt.)
Ich denke, die Bibliothekswelt hat sich sehr gut eingestellt auf die sich mit dem Start der Open Library 2007 abzeichnende Entwicklung zu offenen Katalogdaten : Seit 2010 wächst die Zahl der Projekte, in denen Katalogdaten befreit werden. Deshalb ist heute die Open Library nur ein Datenpool unter vielen und ein großer Teil der freien Katalogdaten im Web ist bibliothekarischen Ursprungs. Dazu kommen mittlerweile noch offene bibliographische Daten von Verlagen wie etwa von der Nature Publishing Group. Und sicher wird auch Wikidata in Zukunft einiges zu diesen "Bibliographic Commons" beitragen bzw. daraus schöpfen.
Die wechselseitige Verlinkung, Nachnutzung und Anreicherung der durch Bibliothekare erstellten Daten, der Daten von Verlagen, der Open Library, Wikidata und ähnlichen Diensten steht allerdings noch aus. Dies ist der nächste wichtige Schritt nach der Freigabe der Daten. Zu diesem Zweck gilt es unter anderem, Antworten auf die Fragen nach Provenienzinformationen und Datensynchronisierung zu entwickeln. Beides sind Dinge, an denen schon verschiedentlich gearbeitet wird (z.B. in der Provenance Working Group beim W3C und in ResourceSync-Initiative von NISO und OAI) und die übrigens auch bei der diesjährigen SWIB Thema sein werden.
[1] Für eine Übersicht über frei nachnutzbare bibliographische Daten siehe http://thedatahub.org/group/bibliographic.