2009-03-31

Online Audiovisual Catalogers zur OCLC-Policy

Gestern haben die Online Audiovisual Catalogers (OLAC) eine Stellungnahme zum Policy-Entwurf OCLCs veröffentlicht. Die OLAC ist ein Zusammenschluss von Katalogisierern, die Nicht-Print-Materialien katalogisieren.
Die in der Stellungnahme ausgedrückte Grundüberzeugung :
We do not believe that trying to control the use and transfer of bibliographic metadata is in the best interests of OCLC member libraries. As catalogers, our mission is to make information and materials findable and from that perspective, making library metadata as widely and freely available as possible would seem to be a good thing.
Die Katalogisierer verweisen auf das Fundament des Web 2.0: das wechselseitige Bereitstellen von Daten, so dass jeder darauf aufbauend etwas Nützliches kreieren kann. Folgerichtig fordern sie OCLC auf, sein Geschäftsmodell zu ändern von der Verwertung der Metadaten hin zu einer Unternehmensstruktur, die sich auf Dienstleistungen und Support gründet. Nur so könne mit den bibliographischen Daten frei experimentiert und neue wertvolle Dienste geschaffen werden. Für den Fall, dass OCLC diesen Weg nicht verfolgen sollte befürchten die OLAC eine Marginalisierung und einen Bedeutungsverlust der Katalogdaten.

Meiner Meinung nach haben die OLAC eine realistische Einschätzung der zukünftigen Entwicklungen geliefert. Auch ich bin der Überzeugung, dass Bibliotheken die Relevanz ihrer Kataloge in Zukunft nur so sichern können: durch die Freigabe der Daten und die Bereitstellung von Schnittstellen, damit die Daten in andere Anwendungen integriert werden können. Dies würde letztenendes auch die Kataloge aufwerten, weil diese wiederum die Ergebnisse der kreativen Datennutzung integrieren könnten. Als Datensilos machen sich die Kataloge jedenfalls selbst überflüssig.

2009-03-14

Über Übertext: Blog

So. Dann schreib ich auch mal was über diesen Blog, wo ich mit meinem ersten Beitrag einfach so, ohne mich und meine Absichten vorzustellen, in das Internet reingeplatzt bin.

Also ein weiterer Blog: Übertext. Was soll das? Ich habe vor, hier in Zukunft regelmäßig Fragen und Probleme in den Bereichen wissenschaftliche Bibliotheken, Internet, wissenschaftliche Kommunikation, Textproduktion und -publikation zu behandeln. Ich habe Kommunikationswissenschaften und Philosophie studiert und beginne in einer Woche mein Weiterbildungsstudium zum Master der Bibliotheks- und Informationswissenschaften an der Fachhochschule Köln.

Das erste Thema - OCLC und WorldCat - ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiges für das gesamte Bibliothekswesen, insbesondere weil imHintergrund die entscheidende Frage steht, wie und in welchem Umfang Bibliotheken ihre Katalogdaten für die Weiternutzung durch andere bereitstellen wollen. Auf diese Frage sollten Bibliotheken und Bibliotheksverbünde eine Antwort suchen und möglichst bald finden.

Die Auseinandersetzung mit dem WorldCat lässt sich auf meine Arbeit und Aufgaben im hbz zurückführen. Mit dem Beginn meines Weiterbildungsstudiums werden auch meine darin verfolgten Arbeiten und Projekte Anregungen für Blogbeträge liefern - und umgekehrt werden die Überlegungen in diesem Blog in mein Studium einfließen. Außerdem haben wir noch ein Softwareprojekt im Gebiet wissenschaftliche Textproduktion laufen, das zu gegebener Zeit gestartet und auch hier vorgestellt und diskutiert werden soll.

Wie es aussieht, sollte das genug Material sein, um diesen Blog hinreichend zu füttern. Ich werde mein Bestes geben, diese Erwartungen auch umzusetzen. Dies ist mein erster Blog. Bitte habt Geduld mit mir. Ich muss mich erstmal an die Kommunikation über dieses Medium gewöhnen.

2009-03-09

Ein Artikel zu OCLCs Metadaten-Policy

Unter dem Titel "OCLC, WorldCat und die Metadaten-Kontroverse" ist ein Artikel von mir im aktuellen Bibliotheksdienst (Heft 03/2009) erschienen, dessen frei zugängliches Typoskript sich hier findet. Bitte die Druckversion zitieren. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass in dem Artikel wie in diesem Blog allein meine Meinung und nicht die meines Arbeitgebers zum Ausdruck kommt.

Seit dem Verfassen des Artikels ist vergleichsweise wenig passiert. Es haben sich folgende Ereignisse zugetragen:
  • OCLCs "Review Board of Shared Metadata and Stewardship" hat ein Online Feedback Forum und eine E-Mail-Adresse eingerichtet und wartet auf Resonanz.
  • Besonders Bemerkenswert: Die Association of Research Libraries (ARL) hat einen so knackigen wie ungeschminkten Bericht zur OCLC-Policy herausgegeben, in dem die zahlreichen Kritikpunkte an der Policy konkret aufgezeigt werden und OCLC aufgefordert wird, den Text grundlegend zu überarbeiten. Außerdem gibt es als Anhang das Memo eine Juristen, der einige der bisher diskutierten Rechtsfragen klarstellt. Das Lesen lohnt sich!
Rechtsfragen geklärt

Das Memorandum von Jonathan Band, das dem ARL-Bericht als Appendix B anhängt, hat einige grundlegende Rechtsfragen zum Policy-Entwurf geklärt. Diese wichtigen Informationen sollen hier kurz wiedergegeben werden:
  • Der Titel sagt nichts über den rechtlichen Status eines Dokuments aus: Es macht juristisch keinen Unterschied, ob ein Regelwerk "Policy" oder "Guidelines" genannt wird: "There is no legal significance in the
 change of labels from "guidelines" to 'policy.' A
 set
 of
 rules 
established 
by 
a
 non‐governmental
 body
 is
 binding 
on
 a
 third 
party
 only 
if
 the
 third 
party
 agrees 
to
 them
 – 
in 
other
 words,
 only 
if
 a
 valid
 contract 
has 
been 
formed 
between
 the 
parties.

" (ARL 2009, Appendix B, S.1)
  • Offensichtlich möchte OCLC seine Vertragspartner rechtlich binden, indem die Policy Teil eines unilateralen Vertrags wird: "The
 new
 OCLC
 Policy
 is
 drafted
 in 
a 
manner 
that
 appears 
to
 reflect 
OCLC’s
 intent 
to
 create
 a
 unilateral
 contract 
with
 users
 of
 World Cat
 records.
" (ARL 2009, Appendix B, S.2)
  • Zur Frage der rückwirkenden Geltung der Policy: Wie in meinem Artikel geschrieben ist es fraglich, ob eine rückwirkende Geltung der Policy rechtens ist. Eine solche Geltung der Policy für in der Vergangenheit katalogisierte Datensätze kann nur mit Zustimmung der jeweiligen Vertragspartei erreicht werden: "Can OCLC via the Policy reach back to these previously obtained records? If the library agrees to such a reach‐back, then it certainly can occur. But the Policy does not seem to address this issue directly, and the library could argue that it has not agreed to a reach‐back. " (ARL 2009, Appendix B, S.3f)
  • Zum viralen Charakter der Policy heißt es: "[I]f a library obtains a record from WorldCat, and subsequently transfers that record to a company, the Policy states that it applies to the record in the company’s possession. However, unless the company agrees to the Policy, it cannot be bound by the policy." (ARL 2009, Appendix B, S.4) und "The Policy attempts to emulate the “stickiness” of Creative Commons licenses, where downstream users must follow the license terms established by the author. The stickiness of the Creative Commons license derives from the fact that copyright adheres to a work as it passes from person to person. Here, by contrast, an individual record is unlikely to contain copyrightable expression. However, if the library obtains from OCLC a large enough set of records that reflects expressive selection, coordination, and arrangement, and the library transfers that set of records to a company, copyright would restrict the company’s use of the set of records." (ARL 2009, Appendix B, S.4f)
Quelle:
ARL (2009): Ad Hoc Task Force to Review the Proposed OCLC Policy for Use and Transfer of WorldCat Records - Final Report to the ARL Board. [zitiert als: ARL 2009] Einsehbar unter http://www.arl.org/bm~doc/oclc-report-jan09.pdf